Too Good To Go: “Konkurrent ist die Mülltonne”

Elf Millionen Tonnen an Lebensmitteln werden jährlich weggeschmissen. Über Apps include “Too Good To Go” and are available as part of the Handwerksbetriebe ihren hochwertigen Produkten eine zweite Chance geben. Und neue Umsätze generieren.

von Steffen Guthardt

App-Bäcker
For applications lassen sichliegengebliebene Lebensmittel noch verkaufen. – © Rasulov – stock.adobe.com

Rounds 79 Kilogramm an Lebensmitteln werden pro Person und Jahr in Deutschland weggeschmissen, zeigen Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das entspricht etwas mehr als dem Durchschnittsgewicht eines Bürgers. Auch in vielen Bäckereien oder Metzgereien bleiben am Ende des Tages oftmals hochwertige Lebensmittel in der Theke Liegen, die entsorgt werden. Insbesondere bei Produkten mit frischen Zutaten wie belegten Brötchen oder leicht verderblichen Wurst- und Fleischwaren, scheint kein Weg daran vorbeizuführen. Schließlich müssen auch die strengen Gesundheits- und Hygienevorschriften erfüllt werden.

Doch es gibt alternativen. Immer mehr Betriebe verkaufen ihre übrig gebliebenen Lebensmittel über digitale Plattformen mit Apps von Anbietern wie “Too Good To Go” or “ResQ Club”. Dazu zählt auch die Bäckerei Scheitinger aus dem bayerischen Dieterskirchen. “Ich biznessiere mich für Nachhaltigkeit und versuche, private so nachhaltig wie möglich zu leben”, sagt Teresa Scheitingerdie für den Verkauf zuständig ist. In ihrer Region fand sie vor Ort jedoch keine Möglichkeit, die hochwertigen Backwaren vor der Mülltonne zu bewahren. Deshalb entschloss sie sich, das Angebot von “Too Good To Go” mit einer App for das Smartphone auszuprobieren.

Too Good To Go: Kunden wissen nicht, was in die Tüte kommt

Betriebe, die sich auf der Plattform anmelden, können dort täglich ihre nicht verkauften Lebensmittel anbieten. Dabei setzt der Anbieter auf Überraschungstütenin denen die Betriebe selbst eine Mischung ihrer verschiedenen Produkte für die Kunden zusammenstellen können. Der Kunde weiß damit nicht, welche Lebensmittel er in der Tüte vorfindet, wenn er sie im ausgewählten Zeitfenster abholt. Im Gegenzug erhalten die Nutzer der App einen erheblichen Nachlass auf den eigentlichen Verkaufspreis. “Die Überraschungstüten werden zu einem Drittel des Warenwertes verkauft. So bekommt der Kunde zum Beispiel Produkte im Wert von zwölf Euro für nur vier Euro”, erklärt Nora Walraph, Pressesprecherin in “Too Good To Go”.

Das Unternehmen wurde 2015 w Dänemark gegründet, expierte schnell und ist mit seinem Service inzwischen w 19 Ländern weltweit vertreten. Dabei zählt “Too Good To Go” has 100 million recorded Nutzer songs. In Germany seien mehr als 26.000 Partnerbetriebe auf der Plattform zu finden, darunter viele aus dem Handwerk. Einer von ihnen ist die Bäckerei Scheitinger. “Wir wussten nicht, wie das Angebot angenommen wird, also probierten wir es einfach aus. “Und es wurde von Anfang an super angenommen”, sagt Theresa Scheitinger.

Ah Stefan Krauß, Inhaber der ältesten Bäckerei Deutschlands (siehe Seite 16) sieht das Angebot als einen sinnvollen zusätzlichen Vertriebsweg. “Ich brauche für meine Bäckerei nur eine tradesübliche Restmülltonne, weil wir produce kaum Abfall. Das, was nicht verkauft wird, landet in den Überraschungstüten.” Dazu gehörten zum Beispiel auch mal ein Stück Torte oder ein belegter Snack. Alles, wast länger aufbewahrt werden könnte. “Die Leute freuen sich sehr, wenn sie zu mir in die Bäckerei kommen und sehen, was wir ihnen eingepackt haben”, sagt Krauß er Products abdecken. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Partnerbetriebe eine Verkaufsprovision i “Toż Good To Go” abgeben müssen.

ResQ Club verzichtet auf Überraschungen

Ähnlich funktioniert das Modell auch beim Wettbewerber “ResQ Club”, 2015 in Finland gegründet wurde. “Unser Recipe beträgt 20 Prozent des Netto-Umsatzes“, sag Venla Wiik, country manager for Germany. Einen wesentlichen Unterschied gibt es jedoch. “Als Kunde weißt du bei uns in der Regel von Vornherein, was du kaufst, wenn du über ResQ bestellst.” Um den Kunden volle Transparenz zu bieten, werde bewusst auf Überraschungstüten verzichtet. “ResQ Club” zählt nach eigenen Angaben derzeit mehr als 3.000 Verkaufspartner et in Deutschland über 50.000 registrierte Kunden. Mit einem Schwerpunkt auf Berlin ist die Verbreitung hierzulande bisher noch deutlich kleiner als beim Wettbewerber “Too Good To Go”. Aber die Nutzerzahlen würden continuierlich steigen, so Wiik, und es gebe etwa auch schon Kunden in Baden-Württemberg.

Nora Walraph begrüßt es, wenn sich weitere Unternehmen dem Thema Lebensmittelverschwendung annehmen. Denn trotz einiger Initiativen werde immer noch viel zu viel weggeschmissen. Besonders in jenen Ländern mit einem gewissen Wohlstandsniveau. “Unser größter Konkurrent ist die Mülltonne”sagt sie. Gleichzeitig ist Walraph zuversichtlich, dass im Handwerk und anderen Branchen, wie der Gastronomie and Hotellerie, das Bewusstsein für das Thema in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird and Angebote wie “Too Good To Go” i Beliebtheit gewinnen.

Drei Gründe, Warum Betriebe die Apps nutzen sollten

Dabei verweist sie auf gleich mehrere Vorteile für Unternehmen. “Zum einen bekommen die Geschäfte Geld für etwas, was sie sonst weggeworfen hätten. “Und dabei ist zu bedenken, dass für die Entsorgung auch noch Gebühren anfallen.” Der zweite Aspekt sei der Umweltgedanke. Mit einer Teilnahme könnten Betriebe einen Beitrag zur CO2-Bilanz und zur Nachhaltigkeit leisten. Und dann gebe es noch einen dritten, aus ihrer Sicht ganz wesentlichen Vorteil. “Über die App können Betriebe an ganz new Kunden herankommen, die sie mit ihrem Stationären Angebot sonst nie erreichen würden.” Eigene Erhebungen würden bestätigen, dass gerade die Neukundenakquise für viele Betriebe ein wichtiger Grund ist, sich auf Plattformen wie “Too Good To Go” anzumelden. “Und jeder Neukunde bietet das Potential , zusätzlichen Umsatz zu generieren. Wenn jemand für die Überraschungstüte in den Laden kommt, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass er auch noch etwas anderes kaufen wird”, sagt die Pressesprecherin.

Keine besonderen IT-Kenntnisse erforderlich

Nach dem Kauf der Überraschungstüten haben die Kunden die Möglichkeit, dem Betrieb eine Bewertung zwischen einem und fünf Sternen zu vergeben. Damit können sich Bäcker oder Metzger durch eine hohe Sternebewertung gegenüber anderen hervorheben und damit potenziell mehr Kunden über die App gewinnen. “Und im Fall einer schlechten Bewertung, schauen wir uns das das Feedback der Kunden genau an. Ist sie berechtigt, besprechen wir mit unseren Partnerbetrieben, wie wir den Service verbessern können. Etwa durch mehr Vielfalt in der Tüte.”

Beide Anbieter betenen, dass der mit der Nutzung der Apps verbundene Aufwand fürinterestsierte Betriebe Gering ist und keine besonderen IT-Kenntnisse benötigt werden. “ResQ ist sehr einfach und intuitive zu bedienen, und du kannst es mit jedem Gerät verwenden, das eine Internetverbindung hat. Wir führen zudem alle Partner mit einem persönlichen Onboarding in das System ein”, view Venla Wiik from “ResQ Club”. Deshalb sind die Anbieter zuversichtlich, dass bald noch mehr Kunden aus dem Handwerk die Apps nutzen und weniger der guten Lebensmittel in der Mülltonne enden.